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Vitocal 200-S - Planungsanleitung - Puffer nötig?

Hallo Community,

 

wir wollen heuer die 34 Jahre alte Gasheizung in unserem Einfamilienhaus in den wohl verdienten Ruhestand schicken und diese durch eine Wärmepumpe ersetzen lassen.

Unser Haus hat eine beheizte Wohnfläche von rd. 200m², wobei rd. 60m² davon mit Fußbodenheizung und die restlichen Räume mit 10 großzügig dimensionierten Heizkörpern ausgestattet sind. Die meiste Zeit (bei Außentemperaturen über 0 Grad) sind die Heizkörper allerdings abgedreht und es wird nur via Fußbodenheizung geheizt (da unsere Innentüren üblicherweise offen sind). Mir ist klar, dass dieses Verhalten mit Verwendung einer Wärmepumpe geändert werden sollte (thermischer Abgleich, minimale Vorlauftemperatur, etc.)

 

Erste Angebote von Installateuren wurden bereits eingeholt und auch die Dimensionierung der Wärmepumpe (basierend auf dem Energieverbrauch der letzten Jahre) abgestimmt.

Gemäß unseren Anforderungen soll es die 201.E10 NEV (wir planen die FBH und HK mit einem Kreis zu betreiben, da die HK die meiste Zeit nicht benötigt werden bzw. kaum Wärme liefern müssen und damit mit den geringen VL Temperaturen der HK auskommen).

 

Der Installateur mit dem wir den Tausch umsetzen möchten empfiehlt einen Pufferspeicher zu verbauen mit dem Argument, dass dies von Viessmann für unser Setup empfohlen sei.

Wenn ich mir die Planungsanleitung zur 200-S ansehe, finde ich für die Auslegung des Sekundärkreis folgende Information:

 

Baumhaus1_0-1704922573819.png

 

Dh. gemäß meinem Verständnis:

- Fußbodenheizung --> kein externer Puffer notwendig

- Radiatoren + EVU Sperre --> Puffer empfohlen

- Radiatoren + Fußbodenheizung + EVU Sperre --> Puffer empfohlen

 

Wie sieht es allerdings aus, wenn man von einem Tarif ohne EVU Sperre ausgeht, dh. Radiatoren + Fußbodenheizung? Wie ist in diesem Fall die Empfehlung hinsichtlich Verwendung eines Puffers?

 

Warum ist bei der Kombination aus Radiatoren + Fußbodenheizung + EVU Sperre ein Puffer empfohlen? Die Sperrzeit sollte ja mit der gespeicherten Wärme im Estrich um die Fußbodenheizung ja ohnehin gut überbrückt werden können, da fällt ein 200l Speicher ja nicht ins Gewicht, oder?

Am nötigen Mindestvolumensstrom dürfte es auch nicht liegen, da dieser ja mit der Hydro AutoControl lt. Unterlagen immer zur Verfügung steht,

 

Eine weitere Frage, da ich diese Angabe leider nirgends finden konnte: wie hoch ist der Mindestvolumenstrom der 201.E10 NEV?

 

Danke im Vorraus!

1 ANTWORT 1

Hallo Baumhaus,

 

Grundsätzlich ist die EVU-Sperre in Deutschland passe: Es gibt keine vollständige Sperre im EFH-Bereich mehr, sondern nur in begründeten Fällen eine Begrenzung der WP auf eine Leistung von 4,2kW. Für übliche LW-WPs bedeutet dieses, dass diese den Verdichter mit voller Leistung betreiben können aber unterhalb des Bivalenzpunkt den Heizstab nicht oder nur mit sehr reduzierter Leistung einschalten dürfen.

 

Über dem Bivalenpunkt arbeitet die WP also normal, darunter wird etwas weniger Wärme erzeugt als unter normalen Bedingungen erwartet. Im Effekt bedeutet dieses, dass das Haus je nach Masse und Dämmung langsam auskühlen kann, wenn die Sperre länger als die üblichen 2 Stunden anhält. Für diese Zeit sollte jedes Haus einen entsprechenden Puffer haben.

 

Grundsätzlich ist der Betrieb einer WPs selbst mit Radiatoren nicht wirklich empfehlenswert, da diesen die Masse fehlt, um die Energie der WP aufzunehmen. Auch ein Pufferspeicher bietet da nur sehr begrenzt Abhilfe, da die thermische Trennung einen dauerhaft ineffizienten Betrieb mit erhöhter Heizkennlinie erfordert. Außerdem ist eine korrekte Auslegung der Hydraulik sowie die Einstellung der Steuerung äußerst kompliziert und funktioniert oft nicht wie erwartet.

 

Als Resultat kann die WP dann mit Bereich von unter 10 Minuten takten was nicht gut für die Lebensdauer und den Energieverbrauch ist, da eine WP in den ersten 5 Minuten erst "warmlaufen" muss und in dieser Zeit sehr ineffizient ist, und der Verdichter dadurch stark belastet wird.

 

Es ist immer besser die WP mit einer FBH nach dem flow30 Prinzip ausgelegt möglichst ohne ERR zu betreiben. Dieses stellt sicher, dass die WP eine möglichst hohe Wärmemenge ungestört direkt an den Estrich übertragen kann, wodurch eine besonders hohe Pufferleistung zur Verfügung steht. Dieses sorgt vor allem bei einer LW-WP für verhältnismäßig lange Takte (2-4 Stunden) bei angenehm gleichbleibenden Temperaturen.

 

Bei meiner WP mit FBH mit minimalen 42l Puffer im Rücklauf aber ohne ERR sind die Takte 6-10 Stunden lang wobei die WP bis zu 24kW Energie and die FBH überträgt. Der Puffer im Rücklauf ist eigentlich nur notwendig um bei Verwendung von ERRs einen minimalen Taktlänge sicherzustellen - was deine eine Frage beantworten sollte. Ohne diesen Puffer wollte mein Heizungsbauer die Anlage nicht aufbauen, da die KfW/EnEV ERRs verlangt. Diese kann man aber durch etwas erhöhte Temperatureinstellungen bei richtiger Einstellung der Heizkennlinie und Hydraulik durch einen thermischen Abgleich fast wirkungslos machen.

 

Falls das Projekt noch ansteht, und noch nicht in den Brunnen gefallen ist, prüfe doch mal ob Ihr die fehlenden 200m² doch mit FBH ausrüsten könnt. Ist das nicht möglich, stellt sicher dass ihr den Auftrag nur an eine fähigen Heizungsbauer mit nachweislicher WP-Erfahrung gebt, der die notwendige Hydraulikanforderungen für WPs versteht und der das System vorher wirklich durchrechnet und korrekt auslegt.

 

Gruss Gwyn

 

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